Musik, die Rätsel aufgibt, ist selten und kostbar geworden. Bei der Wiener Band Werckmeister stellt sich gleich mehrfach die Frage, was einem Frontman David Howald mit seinem genuschelten Kunstgesang eigentlich sagen will. Soll das Kunst sein? Will er das Publikum mit seinem affektierten Ton provozieren? Ist es ihm komplett ernst, oder schimmert auch Selbstironie durch? Und was singt er da überhaupt? Nur einzelne Worte und Satzfetzen dringen durch: "Köryphäe". "Oszillieren". "Hab 'ne Dekade verkackt". So klang es auf dem 2022 veröffentlichten Debütalbum "Kairos", auf dem das Trio die Schönheit des Untergangs zelebrierte und im Rinnsal nach Glanz suchte. Die Musik gestaltete sich ähnlich uneindeutig wie die Texte, berührte Kunstlied und Post-Punk, Ambient und Post-Rock. Auch hier agieren Werckmeister keineswegs ranschmeißerisch. Diese Band wirbt nicht ums Publikum, das soll sich ruhig ein bisschen anstrengen. Auf ihrem neuen Album "Maruschka" schließen die drei Musiker genau da an. Es erklingen seltsam poetische, spätnächtliche Songs, die langsam in ihren Bann ziehen. In einzelnen Momenten erinnert das an die britischen Popgötter Talk Talk in ihrer experimentellen Spätphase oder an die leider vergessene deutsche Rockband Kante.