Man muss nicht gleich ein Weihnachtsalbum aufnehmen, um in der angeblich stillsten Zeit im Jahr musikalisch vorn dabei zu sein. Mira Lu Kovacs & Clemens Wenger haben für ihre Anfang Dezember erschienenen „Sad Songs To Cry To“ einen anderen Weg gewählt und Popsongs, Jazz-Standards sowie eigene Lieder in denkbar reduzierten Fassungen aufgenommen. Da ist die Stimme von Kovacs, bekannt durch die Gruppen Schmieds Puls und 5K HD sowie als Solokünstlerin, und das mit Filz präparierte Pianino von Clemens Wenger, seines Zeichens Jazzwerkstatt-Aktivist und Mitglied bei 5/8erl in Ehr’n – und das war’s im Wesentlichen auch schon wieder.
Ruhig meint nicht automatisch Wohlklang und Wellness-Programm. Der Intimität dieser Musik ist auch eine gewisse Härte eingeschrieben. Die Interpretation von Friedrich Hollaenders „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ klingt geisterhaft, „Kalt und kälter“ von STS treibt Kovacs den besänftigend wirkenden Dialekt aus. Bei allem Minimalismus vergleichsweise konventionell bzw. einfach „nur“ schön sind die Versionen von „Bridge Over Troubled Water“ und Ton Steine Scherbens „Halt dich an deiner Liebe fest“ geraten – ja, warum denn nicht!